Schönau am Königssee. Medaillen-Konkurrent Elvis Veinbergs aus Lettland war unmittelbar vor ihm gestartet. Er zeigte, dass die Bahn schnelle Zeiten zulässt und legte vor. Nach durchwachsenen Trainingsläufen musste Lukas Nydegger nun liefern. Er tat es: Platz 1. Es war YOG-Zeit, tolle Tage in der Schweiz – die Olympischen Spiele für den Wintersport-Nachwuchs. Schauplatz Lausanne. Die Kufensportler traten in Celerina an, oberhalb von St. Moritz, auf der sagenhaften Natureisbahn, die jeden Winter ein wenig anders „steht“, weil sie noch „von Hand modelliert“ wird. 50 Prozent seiner Aufgabe hatte der Schönauer also schon mal perfekt erledigt, 74 Hundertstel Vorsprung auf Veinbergs.

Lukas David Nydegger, so sein vollständiger Name, kam in Filderstadt zur Welt, mitten in Baden-Württemberg. Bevor es ins Berchtesgadener Land ging, lebte er mit seiner Familie in Ingolstadt und spielte Baseball. Das ging am Königssee nicht mehr. Darum begann der sportlich vielseitig Interessierte, an Skirennen teilzunehmen. „Als ich dann am Königssee das erste Mal Rodel- und Skeletonrennen sah, war ich sofort begeistert“, erzählt er. Der Skeleton-Sport wurde in der Schule vorgestellt, seit 2012 besucht Lukas das CJD-Gymnasium. Mutig, mit erst elf Jahren, besuchte er damals ein Schnuppertraining und legte sich in der Königssee-Geraden oberhalb des Kreisels mit dem Kopf voraus auf einen Schlitten. Und sofort fand er Gefallen daran. Im Winter drauf warf sich Lukas Nydegger schließlich bei Coach Steffen Rothacker regelmäßig in die Bahn – und blieb dabei. Im Team von Bundestrainerin Anja Selbach wuchs er mittlerweile zu einem der besten Piloten der Junioren-Garde heran.

Vor dem zweiten, dem entscheidenden YOG-Durchgang in St. Moritz, war der Schüler keine Spur nervöser als zuvor. „Wenn ich aufgeregt bin, gehe ich zu meiner Trainerin Anja. Sie haut dann einen Spruch raus – und schlagartig bin ich es nicht mehr. Außerdem kann sie einen super motivieren.“ In der Schweiz war Lukas vor dem finalen Lauf ganz in sich gekehrt, weil mit gut sieben Zehntel „schon ein beruhigendes Polster“ zwischen ihm und dem starken Letten lag. Der 17-Jährige verbesserte auf seiner neuen Lieblingsbahn neben Sigulda – „weil man dort viel und stark lenken muss, das mag ich“ – als letzter Pilot die Zeit aus dem ersten Durchgang noch einmal um 18 Hundertstel. Da konnte Widersacher Elvis Veinbergs nicht mithalten. Gold für den Skeletoni vom RC Berchtesgaden, Vorsprung 1,42 Sekunden. Eine Welt. Die Startnummer 13 hatte ihm Glück gebracht. 19 Athleten aus der ganzen Welt landeten hinter ihm, mit teils enormen Rückständen. Dabei hatte Lukas im Vorfeld noch an sich und der Bahn gezweifelt, weil er bis kurz vor dem Rennen überhaupt nicht mit dem ungewohnten Natureis zurechtkam. Der Knoten platzte rechtzeitig, und wie.

Über die Sport-Gala-Ehrung freut sich Lukas Nydegger sehr: „Das ist schon etwas ganz Besonderes.“ Am Montag beginnt für ihn wieder die Schule am CJD. Ein Jahr hat er noch bis zum Abitur und ist froh, es nicht schon in diesem für alle so schwierigen Corona-Jahr schreiben zu müssen. In der Saison-Pause wäre er gern – als Kontrastprogramm wie jedes Jahr – „zum Aufwärmen“ nach einem langen Winter an den Gardasee gefahren: Das Kitesurfen ist eine Leidenschaft. „Leider ging das nicht“, obwohl in der unfreiwillig verlängerten Off-Season so viel Zeit gewesen wäre.

Text: Hans-Joachim Bittner

Bild: Lukas Nydegger mit „Yodli“, dem Maskottchen der Youth Olympic Games 2020 in St. Moritz: Der 17-jährige Schönauer Skeletonpilot holte Gold. / Foto: Sandro Halank

Sport-Gala - Lukas Nydegger