Die besondere Freundschaft zu Francesco Friedrich

Ist es Fluch oder Segen, für Hansi Lochner? Oder beides, mit Francesco Friedrich den aktuell besten Piloten der Welt nicht nur direkt vor der Nase, sondern auch noch im eigenen Team zu haben? „Schwierig“, sagt der Schönauer. „Weil wir in allem so unterschiedlich sind“. Somit verbiete sich der Vergleich. „Der Franz ist unglaublich akribisch, in seinem ganzen Tun, vor allem im Sport. Er kann Dinge, die ich nicht kann. Und er schafft es immer, auf den Punkt seine absolute Top-Leistung abzurufen. Darum ist er auch ein Vorbild für mich.“ Lochner fasziniert an Friedrich besonders: „Ihm scheint egal zu sein, was um ihn herum passiert. Er befindet sich im Tunnel, wenn es darauf ankommt. Das ist bei mir komplett anders.“

Johannes Lochner ist sicher nicht der schlechtere Pilot: „Aber ich muss mich wohlfühlen, bei mir muss das Umfeld stimmen. Wenn ich an einem Ort bin, der mir nicht taugt, dann geht meist nicht viel zusammen.“ Darum läuft es am Königssee – „das ist für mich wie Urlaub“ –, in St. Moritz oder Whistler immer super. Weil ich mich dort einfach sehr gerne aufhalte. Aufgrund des Drumherums, der Natur, den Menschen, das Essen. Wenn es wie daheim ist, alpenländisch, fühle ich mich wohl.

Wann das Visier des Helms heruntergeklappt ist, sagt Lochner, gibt es „mit dem Franz“ einen knallharten, aber stets fairen Kampf in der Bahn. „Sobald alles vorbei ist, sind wir Freunde. Er hat mich erst kürzlich zu seinem 30. Geburtstag (am 2. Mai/Anm. d. Red.) eingeladen, aber wegen der Ausgangsbeschränkungen konnte ich leider nicht hin“.

Francesco Friedrich könne immer einen raushauen: „Ich frage mich oft, woher er das nimmt. Seine Schnellkraft ist gewaltig, seine Technik sowieso, er besitzt perfekte Hebel und lenkt schnell und kurz, unglaublich präzise“, lobt Lochner, der sich in der Bahn eher als „der instinktive Autofahrer“ sieht. „Und wenn ich nach einer tollen Fahrt oder einem Sieg vor Freude wie verrückt im Zielraum rumspringe – weil ich vielleicht eine halbe Sekunde Vorsprung rausgefahren habe –, findet der Franz in der vergleichbaren Situation das Haar in der Suppe und bemängelt, was nicht gut war. Womöglich ist das am Ende der entscheidende Unterschied.“ Lochner hadert aber nicht. Auch nicht, dass er schon ein wenig „der ewige Zweite“ ist. Allein der abgelaufenen Saison hätte Lochner ohne Friedrich rein theoretisch sechs Siege mehr eingefahren, inklusive zwei WM-Siege. „Der Franz ist meistens einfach einen Tick besser, das muss ich akzeptieren.“

Sport-Gala - Hansi Lochner mit Friedrich - bit

Hansi Lochner (rechts) teilte seinen bislang größten Moment als Profi mit Spezl Francesco Friedrich: Der Gewinn der „Viererbob-Weltmeisterschaft dahoam“ – zeitgleich mit dem „Franz“. Am 26. Februar 2017 schrieben die deutschen Piloten mit ihren Teams am Königssee Sport-Geschichte, denn Nico Walther wurde zudem Dritter und komplettierte das schwarz-rot-goldene Podest.

Text/Foto: Hans-Joachim Bittner