Berchtesgaden. Als er mit neun Jahren das erste Mal über den kleinsten Kälberstein-Bakken fuhr und ein paar Meter sprang, wusste er, dass er seinen Sport gefunden hatte: Skispringen. Seitdem lässt Christian Frank die Faszination nicht mehr los – mittlerweile sogar im Zusammenspiel mit dem Langlaufen, also der Nordischen Kombination. Die Sport-Gala-Jury hat den 18-Jährigen zum „Nachwuchssportler des Jahres gekürt“, worüber er sich sehr freut: „Mich hat das sehr überrascht, ich habe überhaupt nicht damit gerechnet“, sagt der gebürtige Berchtesgadener fast ein wenig beschämt.

In der abgelaufenen Saison gehörte er dem C-Kader des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) an, nun rückte er in den B-Kader auf. Bei der Junioren-Weltmeisterschaft in Oberwiesenthal Anfang März – gerade noch rechtzeitig vor dem Pandemie-Ausbruch in Europa – schlugen seine ersten großen Stunden im internationalen Vergleich: 2. Platz zusammen mit David Mach, Jenny Nowak und Maria Gerboth in der deutschen U20-Mixed-Staffel über zweimal 2,5 und zweimal fünf Kilometer. Bereits nach dem Springen lagen Frank & Co. hinter Norwegen auf Top-Rang 2 und konnten diesen in der Loipe ungefährdet verteidigen. Dritter wurde das Quartett aus Japan. Rang 5 erlief Christian Frank schließlich im Einzel-Bewerb. Und das trotz extrem starker Konkurrenz vor allem aus Norwegen – „die sind unschlagbar gut“ – oder Österreich. Nach dem Springen, seiner Paradedisziplin, war er noch Dritter gewesen, nach dem Langlauf über zehn Kilometer trotz des Verlustes des Podestplatzes aber „noch ganz zufrieden“.

„Das Skispringen taugt mir schon brutal“

2010 begann alles über ein freiwilliges Angebot der Grundschule Schneewinkl in Schönau am Königssee. Als Mitglied des Ski-Klubs Berchtesgaden kam das Langlaufen „zwangsläufig“ irgendwann dazu. Beide Sportarten funktionierten auf Anhieb sehr gut, wobei sich Christian Frank auf der Schanze eine Spur wohler fühlt als in der Loipe: „Das Skispringen taugt mir schon brutal“, sagt er. Um die 140 Meter sprang er schon, das war in Oberhof – ein „tolles Gefühl“. Im Laufen habe er sich aber schon erheblich verbessert, fügt er schmunzelnd dazu.

Die Saison der Nachwuchsathleten bringt die Nordischen Kombinierer an europaweite Destinationen, für einen Continentalcup-Wettkampf war Christian Frank aber sogar schon einmal in Park City, USA. Zum Intensiv-Training vor der Saison weilten die deutschen Nachwuchs-Kombinierer vor der letzten Saison immerhin in Lillehammer, Norwegen.

Die Skisprung-Athleten, zu denen er aufschaut, leben unter anderem in der Region: „Der Eisei (Markus Eisenbichler aus Siegsdorf/Anm. d. Red.) ist ein Super-Typ. Von dem kann man sich in jeder Hinsicht viel abschauen, weil er auf dem Boden geblieben ist.“ In der Kombi schätzt Christian Frank einen wie Olympiasieger Eric Frenzel: „Was der bislang gemacht hat, ist Wahnsinn im positiven Sinn“. Freilich möchte auch der Berchtesgadener genau dorthin: „In den A-Kader, dann zu Olympischen Spielen – und dort gewinnen, das wär das Beste“, formuliert der in Bischofswiesen-Winkl lebende Sportler (s)ein Ziel klar aus. Christian Frank weiß, was er will. Seinen Zielen ordnet er vieles unter, arbeitet akribisch an sich, seiner Form, seiner Entwicklung.

Christian Frank feiert am 18. Juni seinen 19. Geburtstag, beruflich bestreitet er bis Juli eine Ausbildung am Fortbildungsinstitut der Bayerischen Polizei in Ainring. In schwierigen Zeiten wie diesen, mitten in der Corona-Krise, trainiert er meist allein – ist aber froh, dass er jederzeit raus kann: „Radlfahren und laufen geht immer“, ist er zufrieden. Weil er sich überhaupt gerne in der Natur bewegt, Berggehen ist ein Hobby – „was halt allgemein alle so machen“, meint der Sportler durch und durch.

Text: Hans-Joachim Bittner

Bild: Berchtesgadens „Nachwuchssportler des Jahres“ 2020: Christian Frank (vorn), Nordischer Kombinierer, in der Loipe. / Foto: privat

Sport-Gala - Christian Frank LL