„Skeleton – die Liebe zur Geschwindigkeit und zum Druck in den Kurven“

 

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Stützpunkttrainer Skeleton – David Lingmann. Seit März 2014 ist David als Trainer am Stützpunkt engagiert.

Berchtesgaden (mdp/04.12.2014) „Sport-Talent“, der Förderverein Talentzentrum Wintersport in Berchtesgaden, hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen aus dem Berchtesgadener Land optimale Trainingsmöglichkeiten im Wintersport zu ermöglichen. Ziel ist es vor allem, Kinder und Jugendliche für den Sport zu begeistern. Herausragende Talente werden auf dem Weg zum Spitzensport unterstützt und begleitet. In einer Serie stellte der Berchtesgadener Anzeiger im März 2014 bereits die Sportarten Eishockey, Langlauf, Biathlon und Eiskunstlauf mit ihren verantwortlichen Trainern oder Trainerinnen und deren Arbeit mit dem heimischen Wintersport-Nachwuchs vor.
Vor der neuen Wintersportsaison setzen wir die Serie fort mit weiteren Sportarten. Heute geht es um Skeleton, den Schlittensport im Eiskanal, bei dem sich die Athletinnen und Athleten bäuchlings, mit dem Kopf voraus in den Eiskanal stürzen. Der Thüringer David Lingmann ist seit März 2014 verantwortlicher Skeleton-Trainer am Stützpunkt Berchtesgaden-Königssee. Der Berchtesgadener Anzeiger sprach mit dem 25-Jährigen.

Herr Lingmann, seit wann engagieren Sie sich im Skeleton?
David Lingmann: „Von 2003 bis März 2014 war ich selbst aktiver Skeletonsportler. Ich bin für den RT Suhl gestartet und habe am Stützpunkt in Oberhof trainiert. Seit März 2014 bin ich nun am BSD-Stützpunkt hier in Berchtesgaden als Trainer für den Nachwuchs verantwortlich. Ich befinde mich derzeit noch in der Ausbildung und werde nach meiner A-Trainer-Lizenz an der Sporthochschule in Köln noch mein Trainerdiplom machen.

Was waren Ihre größten sportlichen Erfolge und warum haben Sie Ihre Karriere so früh an den Nagel gehängt? Mit 25 Jahren hat man doch noch die besten Jahre vor sich.
David Lingmann: „Im Jahr 2011 war ich Gesamtsieger im Interkontinentalcup, der internationalen Serie gleich unter dem Weltcup. 2012 konnte ich die Europacup-Serie gewinnen. Da war ich noch sehr zuversichtlich. Doch es folgte ein Jahr mit einer schweren Beinverletzung. Nach einem Muskel-Teilabriss musste ich in der Saison 2012/13 eine Zwangspause einlegen. Cheftrainer Jens Müller gab mir damals die Gelegenheit im Europacupteam als Trainer mitzuarbeiten und ich hatte durchweg positive Resonanz auf meine Arbeit. So hatte ich schon Einblick in den Trainerberuf und war davon begeistert. Nach meinem aktiven Comeback in der vergangenen Saison, habe ich gesehen wie schwer es ist bei der großen internationalen Konkurrenz im Skeletonsport mit den Weltklasse-Startleistungen mithalten zu können. Eine Verletzungspause von einer ganzen Saison, kann man sich kaum erlauben. Da kam das für mich sehr reizvolle Trainerangebot aus Berchtesgaden und ich entschied mich gegen meine sportliche und für eine Trainer-Karriere. Das war eine große berufliche Chance für mich, die ich genutzt habe und ich habe es bisher noch nicht bereut. Es gefällt mir sehr gut in Berchtesgaden und die Arbeit mit den jungen Sportlerinnen und Sportlern macht mir sehr viel Spaß.“

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Die heimischen Skeleton-Talente mit ihrem Trainer David Lingmann auf der vereisten Startstrecke am Königssee.

Skeleton wurde als neue Fördergruppe im Verein „Sport-Talent“  aufgenommen. Erst seit  Juni seid Ihr mit dabei. Was bedeutet das für die Nachwuchsarbeit am Stützpunkt?
David Lingmann: „Diese Kooperation mit dem Förderverein ist uns sehr wichtig. Wir haben mit unserem Nachwuchs an der  Kinder- und Jugendolympiade, am Spendenlauf und beim Erwerb der Sportabzeichen des DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund) teilgenommen.  Ich selbst war als Riegenführer bei der Kinderolympiade tätig. Für unseren Nachwuchs aus dem Landeskader besteht die Möglichkeit über den Verein „Sport-Talent“ eine hochwertige, einheitliche Einkleidung zu bekommen. So etwas gibt es sonst ja nur für die Mitglieder im Nationalkader. Das sind derzeit außer der Spitzenathletin Anja Huber nur die fünf C-Kader-Sportler am Stützpunkt. Sie werden von  Co-Bundestrainer Dirk Matschenz trainiert.  Für „meine“ Nachwuchssportler ist ein einheitlicher Auftritt aber auch wichtig. Es macht ein professionelles Bild und sorgt für ein Gemeinschaftsgefühl der jungen Sportler.“

Wie viele Kinder und Jugendliche trainieren Sie im Nachwuchsbereich am Stützpunkt Berchtesgaden-Königssee?
David Lingmann: „Das sind derzeit zwölf junge Sportler in zwei Trainingsgruppen. Wir haben sieben Mädels und fünf Jungs. Bei den Jungs sind wir dringend noch auf der Suche nach weiteren Talenten.“

Was müssen diese Talente für Voraussetzungen mitbringen?
David Lingmann: „Wir suchen immer schnelle junge Leute im Alter zwischen zwölf und 15 Jahren. Wer Spaß an der Bewegung hat, schnell laufen und weit springen kann, die Geschwindigkeit liebt und vielleicht auch noch gerne an der Schlittentechnik tüfteln möchte, der ist bei uns goldrichtig. Wir sind auch immer auf der Suche nach Quereinsteigern aus anderen Sportarten. Vor allem aus der Leichtathletik aber auch vom Skispringern und anderen Schnellkraftsportarten haben wir schon super Talente bekommen. Wenn jemand denkt, er wäre geeignet, dann soll er sich bei uns am Stützpunkt  an der Rodlerhalle melden und an einem Testtraining teilnehmen.“

Was begeistert die Jugend am Skeleton?
David Lingmann: „Meine DC-Kader-Sportlerin Jenny Gerstung drückt es so aus: „Skeleton ist etwas ganz Besonderes. Das macht nicht jeder. Man muss die Geschwindigkeit und den Druck in den Kurven lieben, dann wird einen der Skeletonsport begeistern.“ So sagt es Jenny und dem habe ich nichts hinzuzufügen.
Wie sieht es derzeit mit heimischen Talenten aus? Können wir uns in den nächsten Jahren auf Skeleton-Erfolge freuen? Wer tritt eventuell einmal in die Fußstapfen von Anja Huber und Florian Grassl?
David Lingmann: „Auf jeden Fall. In der Trainingsgruppe von Dirk Matschenz sind zum Beispiel Kilian von Schleinitz, Dominik Rady und Tina Herrmann als sehr startstarke Talente auf dem Sprung in das deutsche Nationalteam. Von ihnen sollten wir in den nächsten Jahren noch einiges hören. Aber auch von meinen jungen Sportlern erwarte ich langfristig sehr gute Leistungen, die sich international sehen lassen können.“

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Das Nachwuchs-Skeleton-Team am Stützpunkt Berchtesgaden-Königssee mit dem Bayerischen Landestrainer David Lingmann.

Was nehmen Sie sich für Ihren Nachwuchs in der kommenden Saison vor?
David Lingmann: „Wir wollen wieder mit mindestens drei Athleten/-innen in den DC-Kader. Das ist der Anschlusskader an die Junioren-Nationalmannschaft. Bei jedem meiner Sportler arbeiten wir an einer persönlichen Leistungssteigerung und hoffen auf eine verletzungsfreie Saison. Wir nehmen mit acht unserer zwölf Nachwuchssportler an den Qualifikationsrennen für die internationalen Wettkampfserien in diesem Winter teil und arbeiten mit den jüngeren Athleten an der  Qualifikation für die Youth Olympic Games (YOG) im Jahr 2016 im norwegischen Lillehammer. Es gibt viel zu tun und ich freue mich auf die neue Saison!“

Wir drücken die Daumen und danken für das Gespräch!

 

 Pressemitteilung & Foto
Margit-Denlger-Paar