Zwölf Damen, 21 Herren, zwei Organisationen, drei Ehrenamtspreise – im Rahmen der 6. Berchtesgadener Sport-Gala im AlpenCongress kamen in 13 Kategorien 37 Preise zur Verteilung. Der Pokal: Wie gewohnt die Watzmann-Silhouette, diesmal aus Holz geschnitzt. Vor dem offiziellen Teil der Ehrungen, die Jury-Präsident Sebastian Rasp mit seinem Team verantwortete, bat Moderator Markus Othmer die Gäste um einen Moment des stillen Gedenkens: Anfang 2024 war Franz Beckenbauer, der eine tiefe Beziehung zu Berchtesgaden pflegte, im Alter von 78 Jahren verstorben. Olympia-Medaillengewinner Hans Plenk – der heimische Rennrodler hatte im Mai 2023 den Berchtesgadener Sportpreis für das Lebenswerk erhalten – ging am 10. September letzten Jahres im Alter von 85 Jahren.
Nachwuchssportler
Der Auftakt gehörte wie gewohnt der Jugend: Junioren-Weltmeister auf dem Skeletonschlitten wurden Steffi Votz und Lukas Nydegger, Maria Votz holte Gold bei den Youth Olympic Games in Pyeongchang. Im Monobob sicherte sich Diana Filipszki unter anderem zwei WM-Siege, ihr Vereinskollege Laurin Zern wurde in Innsbruck Europameister im Viererbob. EM-Gold gab es für Rodlerin Anka Jänicke, im Team Silber. Der Schellenberger Snowboarder Samuel Vojtasek wurde Junioren-Weltmeister im Parallel-Riesenslalom. Vereinskollegin Salome Jansing gewann mit SK Ramsau-Racer Benedikt Riel WM-Gold als Mixed-Team. Die einzig Geehrten aus Nicht-Wintersport-Arten kamen aus dem Bereich Leichtathletik und Ringen: Anna Thaumiller freute sich über Bronze bei der Deutschen U20-Meisterschaft über 2000 Meter Hindernis. Maximilian Leo sorgt als große Berchtesgadener TSV-Ringer-Hoffnung bereits für Furore: Rang 3 bei der Deutschen U17-Meisterschaft bis 92 Kilo.
Sportler mit Herz
Die Lebenshilfe Berchtesgadener Land um Bojan Hufnagel, Hans Froschmeier und Josef Kluba erhielt den Sport-Gala-Preis für ihre herausragende Inklusionsarbeit. Paul Wembacher nahm den Pokal für seine erfolgreiche Teilnahme an den Special (Winter)-Olympics 2024 in Thüringen entgegen. Er ist seit zehn Jahren dabei, trainiert beim EC Feldkirchen und holte vier Goldmedaillen im Stocksport. Stolz reckte er den Holz-Watzmann in die Höhe: „Ich mach‘ immer so weiter“, sagte er unter dem lauten Jubel der Anwesenden.
Persönlicher Preis der Bürgermeister
Für seine Verdienste als Bundestrainer (1996 bis 2023) – der Erfolgreichste in der Geschichte der Nordischen Kombination – erhielt Hermann Weinbuch den Preis der fünf Bürgermeister des inneren Landkreises. Er plädierte, dass die NoKo olympisch bleiben soll. Um den eigenen Nachwuchs mache er sich „ein wenig Sorgen“, habe aber zugleich die Hoffnung, dass es mit Bundestrainer Eric Frenzel erfolgreich weitergehe.
Norbert Loch wirkte von 2008 bis in dieses Jahr hinein als Rennrodel-Bundestrainer und holte mit seinen Athleten sage und schreibe 119 Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften. Mittlerweile ist der 62-Jährige BSD-Stützpunktleiter, genießt aber genauso seinen Ruhestand: „Mal sehen, was kommt, wenn die Saison wieder losgeht“, schmunzelte er auf der Bühne.
Benedikt Kohl (36) beendete nach der jüngst zu Ende gegangen Saison seine tolle Karriere als Eishockey-Profi: Mit 13 Jahren hatte er seine Heimat nach der Ausbildung beim EV Berchtesgaden Richtung Füssen verlassen. Er spielte für Mannheim, Heilbronn, Augsburg, Wolfsburg, Ingolstadt und zuletzt für Straubing. Am Ende wurden es 726 DEL- und 73 Länderspiele für Deutschland, unter anderem bei den drei Weltmeisterschaften zwischen 2013 und 2015. Seine größten Erfolge waren die beiden Deutschen Vizemeisterschaften mit Augsburg (2010) und Ingolstadt (2015).
Förderer des Berchtesgadener Sports
Sport-Talent-Vorstand Alexander Resch betitelte den komplett überraschten Bernhard Heitauer vom gleichnamigen Fuhrunternehmen aus Bischofswiesen als „positiv Verrückten für den Sport“ und zeichnete ihn für seine Verdienste rund um das alpine Geschehen aus – vorrangig am Regionalzentrum Götschen. „Der Bernhard kauft einen Skilift, obwohl er nur Ärger damit hat. Das ist Empathie für die gute Sache“, so Resch.
Berchtesgadener Sportmomente
Bronze gab es für Rennrodlerin Anna Berreiter bei der Europameisterschaft in Igls – absolut nicht ihre Lieblingsbahn. Sie hatte mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen, biss sich aber durch eine schwierige Saison. Bei Skeleton-Pilot Felix Keisinger klappte es von Rang 5 aus noch zu EM-Platz 3 auf der liebgewonnenen Eispiste in Sigulda: „Den ersten Lauf wollte ich nicht auf mir sitzen lassen“, so der 26-Jährige, der dann die WM in Winterberg als Sechster abschloss.
Aufsteiger des Jahres
Den begeisterndsten Applaus erntete der stets zu Späßen aufgelegte, jedoch im Sport professionell mit absoluter Ernsthaftigkeit auftretende Toni Palzer. Der Ramsauer war als Vizeweltmeister im Skibergsteigen Ende 2020 vom Berglauf- in den Radsport „übersiedelt“ und holte nun, in seinem dritten Jahr als Profi, Platz 10 bei der Türkei-Rundfahrt. „Das zeigt mir, dass ich auch diese schwierige Sportart kann.“
Sportlerin des Jahres
Snowboarderin Ramona Hofmeister ist in ihrem Sport weiterhin das Maß der Dinge: Drei Kristallkugeln durfte sie am Ende der Saison mit nach Hause nehmen, zum fünften Mal in Folge gewann die 28-Jährige den Parallel-Riesenslalom-, als erste Deutsche überhaupt den Slalom-Weltcup. Belohnt mit stehenden Ovationen des Gala-Publikums.
Sportler des Jahres
Ein nimmermüder Felix Loch durfte erneut den Preis mit nach Bayerisch Gmain nehmen: 34 Jahre und noch immer Weltspitze, der Ausnahme-Rennrodler holte in der Saison 2023/24 Bronze bei der WM in Altenberg. „Offenbar kann ich’s noch“, schmunzelte er ins Othmer-Mikro.
Mannschaften des Jahres
Einmal mehr die „Super-Tobis“: Das Rennrodel-Duo Wendl/Arlt holte WM-Bronze sowie mit Saskia Schirmer und Dajana Eitberger Team-Gold in Altenberg – die beiden Damen nahmen den Preis persönlich entgegen. Johannes Lochner wurde durch einen bösen Sturz mit dem Vierer im Februar in Altenberg am möglichen WM-Gold eine Woche drauf in Winterberg gehindert. Dabei fuhr er doch die Saison seines Lebens: EM-Silber im Vierer, Bronze im Zweier, WM-Silber im Vierer, Bronze im Zweier. Im Schlitten des Gesamt-Weltcup-Zweiten saßen unter anderem Georg Fleischhauer, Erec Bruckert und Florian Bauer.
Verdienste um den Berchtesgadener Sport
Rudi Größwang senior (Marketing) und Christa Schmuck (Rennrodel-Silber bei Olympia 1968 in Grenoble) wurden ausgezeichnet. Der frühere Rennrodler scheut die Öffentlichkeit, wie seine Tochter Heike Größwang (IBSF) mitteilte, sie nahm den Preis entgegen. „Der Nachwuchs liegt mir immer noch sehr am Herzen“, sagte Christa Schmuck, die im Januar ihren 80. Geburtstag gefeiert hatte. Zeitungsreporter Christian Wechslinger erhielt in Abwesenheit den Preis für seine jahrzehntelange „Herzblut“-Berichterstattung – beginnend in den frühen 1970er-Jahren – im und rund um den Berchtesgadener Sport.
Stützpunkt-Trainerin
Skeleton-Junioren-Bundestrainerin Anja Selbach (geb. Huber), die als Aktive Olympia-Bronze 2010 in Vancouver holte, ist seit Jahren für den Nachwuchs am heimischen Stützpunkt tätig – und dabei ebenfalls höchst erfolgreich. Südkorea war in diesem Jahr eine besondere Erfahrung, berichtete sie den Gästen: „Wenn Ihr die Gelegenheit habt, die Youth Olympic Games live zu erleben, macht es – es ist unglaublich anstrengend, aber schön.“
Ehrenamt
Der vom „Berchtesgadener Anzeiger“ in Person von Chefredakteur Ulli Kastner präsentierte Ehrenamtspreis ging an Gabi Schieder-Moderegger, Ernst Miller und Mike Rupin. Die Dame des Trios ist 1. Vorsitzende an der Spitze der Alpenvereinssektion Berchtesgaden mit rund 13.000 Mitgliedern – dem größten Verein des Landkreises. Gabi Schieder-Moderegger wurde jedoch für ihre ehrenamtliche Arbeit beim DAV ausgezeichnet: Seit 2010 Kletter-Trainerin, kümmert sie sich um über 200 Kinder, ist Jugend- und Leistungssport-Referentin und seit sechs Jahren Mitglied im Orga-Komitee des „Jennerstiers“, seit drei Jahren als dessen Präsidentin. In dieser Funktion hat sie maßgeblich den Weltcup 2020 im Skibergsteigen und den Jugend-Weltcup 2023 am Jenner mitorganisiert.
Ein „Mann der ersten Stunde“ ist Ernst Miller, der in Kürze seinen 85. Geburtstag feiert. Er spielt immer noch bei den „Eisbären“ des EV Berchtesgaden Eishockey, war Drachenflieger, Taucher und Senioren-Langlauf-Weltmeister über 15 Kilometer klassisch 1984 in Lake Placid. Mit Sigrid Wille und Alfred Burgstaller baute der langjährige Stützpunkttrainer im Sport-Talent vor 18 Jahren den Langlaufbereich im Talkessel komplett neu auf.
Mike Rupin stand 25 Jahre an der Spitze des ASV Strub, 22 Jahre als 1. Vorstand. In seiner Amtszeit seit 1998 verdoppelte sich die Mitgliederzahl auf aktuell rund 750, die Hälfte davon Kinder und Jugendliche. Der Reichenhaller verließ einen wirtschaftlich gesunden Verein mit inzwischen 13 Abteilungen.
Lebenswerk
Der Berchtesgadener Sportpreis in dieser Kategorie ging an Dieter Hillebrand. In seinem Amt als Sport-Funktionär betreut er bis heute ehrenamtlich rund 1500 Vereine, in denen 114.000 Mitglieder integriert sind: Denn seit 1988 ist Hillebrand Präsident des Bayerischen Eissportverbandes, in dem die Sportarten Eishockey, Eiskunstlauf, Eisstock, Eisschnelllauf und Curling integriert sind.
Ab 1994 war der Geehrte zwölf Jahre Präsident des Deutschen Eissport-Verbandes (DEV) und ab 2006 für 16 Jahre auch der Deutschen Eislauf-Union (DEU), deren Ehrenpräsident er heute ist. Bereits 1956 trat Dieter Hillebrand dem EV Berchtesgaden bei, seit 1994 ist er dessen Ehrenmitglied. 14 Jahre spielte er in der 1. Eishockey-Mannschaft, war 18 Jahre ihr Sportwart. 2002 erhielt er das Bundesverdienstkreuz, 2013 den Bayerischen Verdienstorden. Bei fünf Welt- und drei Europameisterschaften in Winter- wie Sommersportarten war Hillebrand Mitglied der Organisationskomitees und dabei für Sicherheit und Transport zuständig. Weitere Verdienste als Verbands-Sportrichter, Jugendleiter und Eishockey-Obmann kamen dazu. Stehende Ovationen der rund 350 Gäste im Saal waren Dieter Hillebrand gewiss.
Text: Hans Bittner
Bilder: Jürgen Waßmuth