„Ohne Spaß keine Leistung“

Berchtesgaden (is/16.12.2014) „Sport-Talent“, der Förderverein Talentzentrum Wintersport in Berchtesgaden, hat es sich zur Aufgabe gemacht, jungen Menschen aus dem Berchtesgadener Land optimale Trainingsmöglichkeiten im Wintersport zu ermöglichen. Ziel ist es vor allem, Kinder und Jugendliche für den Sport zu begeistern. Herausragende Talente werden auf dem Weg zum Spitzensport unterstützt und begleitet. In einer Serie stellte der Berchtesgadener bereits die Sportarten Eishockey, Langlauf, Biathlon, Eiskunstlauf, Rodeln und Skeleton mit ihren verantwortlichen Trainern oder Trainerinnen und deren Arbeit mit dem heimischen Wintersport-Nachwuchs vor. Heute geht es um Ski Alpin. Der Wahl-Berchtesgadener Quirin Huber ist für die Trainingsgruppe der Jahrgänge 2001/2002 beim Förderverein verantwortlich. Der Berchtesgadener Anzeiger sprach mit dem 22-Jährigen.

QuirinHuber-500

Herr Huber, seit wann engagieren Sie sich beim Förderverein?
Ich bin als Trainer beim Bayerischen Skiverband angestellt und habe im Mai diesen Jahres die Schüler-Trainingsgruppe – das sind die Jahrgänge 2001/2002- beim Fördervereins übernommen.  „Sport-Talent“  unterstützt uns mit einem Fahrzeug und einer Unkostenbeteiligung für unsere Fahrten an die Trainingsstätten und zu Wettkämpfen.
Erzählen Sie von sich – wie sind Sie Trainer geworden?
Ich bin als Schüler mit 13 Jahren nach Berchtesgaden in die Christophorus Schule gekommen, weil ich selbst aktiver Skifahrer war. Als dann auch meine jüngere Schwester nachkam, haben unsere Eltern ihren Lebensmittelpunkt von Nürnberg nach Berchtesgaden verlegt. Ich habe es in einige Rennen auf FIS-Niveau geschafft, bin aber vor vier Jahren aus dem Profi-Sport ausgestiegen. Ich habe nach meinem Schulabschluss sehr zügig meine Trainerscheine bis zum A-Trainer gemacht, als der Skiverband auf mich zukam und mir eine Trainerstelle anbot. Die Nachwuchsarbeit macht mir sehr viel Spaß, ich absolviere aber parallel eine Ausbildung zum Sport-Fachwirt in der Deutschen Sportakademie Köln, um mir eine zweites Standbein aufzubauen.
Wie viele Kinder sind in Ihrer Trainingsgruppe, und wie kommt man in die Auswahl?
In meiner Gruppe trainieren vier Buben und sechs Mädchen. Alle Kinder kommen aus  Vereinen in der Region. Wer gute Anlagen hat und dort gute Leistungen zeigt, kann zu uns wechseln. Leider stelle ich fest, dass immer weniger Kinder Skifahren lernen, denn wir könnten weiteren Nachwuchs gut gebrauchen. Natürlich ist das Training zeitaufwändig, wir sind viel unterwegs. Die Eltern unterstützen uns aber nach Kräften, und auch die Schulen spielen mit.
Wo und wie wird trainiert?
Wir trainieren das ganze Jahr, im Sommer 3-4 Mal die Woche, vor allem Kondition, Kraft und Koordination. Neben dem klassischen Leichtathletiktraining gehen wir zum Beispiel auch in den Hochseilgarten oder fahren Mountainbike. Im Frühjahr und im Herbst gehen wir dann auf die Ski und trainieren am Gletscher. Diese Trainings finden oft übers Wochenende statt. Meistens begleitet uns dann auch ein Elternteil. Die Kinder trainieren Slalom und Riesenslalom, die Speed-Disziplinen werden in diesem Alter noch nicht trainiert. Ich lege auch viel Wert auf freies Fahren, weil das Spaß macht, das weiß ich aus meiner eigenen Zeit als Aktiver. Ohne Spaß gibt es keine Leistung, das ist bei Kindern ganz wichtig. In der Saison nehmen wir an ungefähr 20 Rennen teil, zum Großteil in der Region, wie zum Beispiel dem Sparkassencup. Wer dabei ausreichend Punkte macht und eine gute Platzierung auf der Rangliste hat kann auch beim Deutschen Schülercup im Allgäu oder in Lengries starten.
TrainingsgruppeQuirinHuber-500Was zeichnet Ihre jungen Skifahrer aus?
Neben dem Spaß am Sport muss man auch eine Portion Mut, Fitness, Zielstrebigkeit und Belastbarkeit mitbringen. Skifahren ist zwar ein Einzelsport, funktioniert aber trotzdem nur im Team. Das gemeinsame Trainieren und sich gegeneinander Messen ist nur in einer Gruppe möglich, deshalb müssen die Kinder auch teamfähig sein.
Wie schaut es mit der Ausrüstung aus? Gibt es da schon Sponsoren?
Wir können über den Förderverein hochwertige Bekleidung günstig einkaufen.  Die Skier müssen die Kinder selbst kaufen, sie brauchen vier Paar Ski, jeweils zwei für den Slalom und zwei für den Riesenslalom. Meist kümmere ich mich um das Kantenschleifen, das Wachsen und Abziehen lernen die Kinder bei mir und erledigen das selbstständig. Durch unsere Trainingswochenenden weg von zuhause lernen die Kinder schnell Verantwortung und kümmern sich auch um ihr Material.
Was nehmen Sie sich für Ihren Nachwuchs in der kommenden Saison vor?
Es wäre super, wenn alle bei den Deutschen Schülercups starten könnten und unter die ersten zehn fahren. Einige haben das Potential, sogar auf einen der ersten drei Plätze zu fahren.

 

Text & Foto:
Isabel Stöckl